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Mental Edge - Selbstkontrolle Teil 1
06.02.2014Falls Sie gerade auf Diät sind, dann wissen Sie, wie wichtig eine stark ausgeprägte Selbstkontrolle ist. Der Verzicht auf den Verzehr des Desserts im Anschluss an das Abendessen ist beispielsweise ein echter Härtetest bezüglich Ihrer vorhandenen Willensstärke. Sie greifen nun auch nicht mehr wie selbstverständlich zu der Sie beinahe verführerisch anlächelnden Schokolade, die sich auf dem Tisch Ihres Arbeitskollegen befindet. Um derartigen Versuchungen zu widerstehen, haben Sie es sich zur Gewohnheit gemacht, mit sich selbst zu kommunizieren und sagen sich selbst solche Dinge wie beispielsweise „Mein Körper braucht diese Leckereien nicht“.
Auch Ihre Mitmenschen können Sie in Versuchung führen, Ihre Diät zu lockern. Stellen Sie sich beispielsweise einen Ihrer Arbeitskollegen vor, der durch das Büro schlendert und Ihnen einen köstlich duftenden Donut anbietet. Nach Ihrer höflichen, aber bestimmten Absage auf seine Offerte wendet er sich schließlich dem nächsten potenziellen Abnehmer des Teigkrapfens zu. Sie aber haben sich erfolgreich in Zurückhaltung geübt. Am besten wäre es, wenn Sie Ihren Tagesablauf so einteilen könnten und die Menschen, mit denen Sie sich umgeben, so auswählen könnten, dass Sie gar nicht erst in Versuchung geführt werden, Ihre Diät zu lockern. Die Entwicklung der Fähigkeit zur Selbstkontrolle ist mit Arbeit verbunden! Tatsächlich wird durch die Kontrolle des eigenen Ichs dermaßen viel Energie verbraucht, dass Sie umso anfälliger dafür werden, einer Versuchung nachzugeben, je höher die Anzahl der Verlockungen ist, denen Sie ausgesetzt sind. Die Anhäufung von Versuchungen führt bei vielen Menschen zu einer Schwächung ihrer Willenskraft.
Kürzlich erhielt ich eine Nachricht eines meiner Klienten. Diese Nachricht kann als gutes Beispiel dafür dienen, eine solche Situation zu verdeutlichen. Er schrieb mir folgende Zeilen: „Den ganzen Tag über habe ich es geschafft, keine der leckeren Süßigkeiten anzurühren, die meine Kinder mit großem Genuss in sich hineinstopften. Am Ende des Tages konnte ich mich allerdings nicht mehr zusammenreißen. Das Ende vom Lied war, dass ich eine ganze Menge dieser süßen, mit Sahne gefüllten Schokoladeneier gegessen habe…“ Ich konnte mir bildhaft vorstellen, wie er in seinem Zimmer saß, als er mir diese Nachricht schrieb, und wie er dabei aus Schamgefühl seinen Kopf senkte. Solche Handlungsabläufe sind allerdings recht häufig verbreitet, und die Versuchungen, denen wir uns ausgesetzt sehen, drehen sich beileibe nicht immer nur um das Essen. Stellen Sie sich beispielsweise den Ehemann vor, der nach einem langen Arbeitstag nach Hause zurückkehrt. Das Erste, was er von seiner Frau hört, ist, dass ihr die Kinder in seiner Abwesenheit echte Probleme bereiteten. Die Eheleute geraten letztendlich in einen heftigen Streit. Ich bin mir um das Klischee dieses Beispiels natürlich bewusst, aber es verdeutlicht doch sehr gut den Prozess, der zu einer Schwächung der Willenskraft führt.
Der Ehemann kam nach einem anstrengenden Arbeitstag psychisch und körperlich bereits recht ausgelaugt nach Hause. Die verbalen Äußerungen seiner Frau kränkten ihn. Außerdem war seine Reizschwelle in Bezug auf die durch seine Ehefrau ausgesprochenen Vorwürfe sehr gering. All das führte schließlich zu einem handfesten Streit zwischen den Eheleuten. Der Wissenschaftler und Professor für Sozialpsychologie, Roy Baumeister, stellt die These auf, dass das Scheitern einer Diät nicht nur mit der Existenz von geringer Selbstkontrolle zu begründen ist. In seinem Buch „Willenskraft“, das er zusammen mit dem Journalisten John Tierney geschrieben hat, erläutert Baumeister das Vorhandensein von drei Faktoren, die alle von entscheidender Bedeutung für die Verbesserung der Selbstkontrolle sind. Der erste dieser drei Faktoren handelt von der Formulierung realistischer Ziele. Ich bin sicher, dass Sie das nicht besonders überrascht. Aber warum setzen sich dann so viele Menschen, die eine Diät einhalten, so horrend ehrgeizige und unrealistische Ziele?
Warum eifern sie Wunschvorstellungen nach, die unmöglich zu verwirklichen sind? Vielleicht kennen Sie eine solche Situation bereits aus eigenem Erleben – so wie es die meisten meiner Klienten bereits erfahren haben. Könnte es zutreffend sein, dass sich durch Ihren inneren Drang nach sofortiger Erfüllung Ihrer Zielsetzung und eines SCHNELLEN Gewichtsverlustes echte Wahnvorstellungen in Ihrem Kopf gebildet haben, die sich darum drehen, dass Sie jeden Tag ein Pfund Fett abbauen und sich infolgedessen schon bald zu den glücklichsten Personen auf unserem Planeten zählen werden? Ich kann mir gut vorstellen, dass viele unter Ihnen, liebe Leser, über den Zeitraum Ihres bisherigen Lebens bereits 100 oder sogar noch mehr Pfund abgenommen haben. Allerdings mussten Sie wahrscheinlich recht häufig festzustellen, dass Sie innerhalb eines kurzen Zeitraumes im Anschluss an eine Diät mindestens wieder das gleiche Körpergewicht auf die Waage brachten, oder sogar noch mehr wogen als vor dem Beginn Ihrer Diät. Denken Sie einmal darüber nach, ob sich die folgenden Maßnahmen tatsächlich als Richtlinien für eine erfolgreiche Diät eignen, die Ihnen hilft, Ihre körperlichen Ziele zu erreichen: In der Vergangenheit bekam ich durch einige meiner Klienten die folgende Frage gestellt, die aus meiner Sicht mit einer gewissen Geringschätzung der eigenen Person verbunden ist: „Wie kann es sein, dass ich mich konsequent und stark in anderen Lebensbereichen verhalte, aber dass ich auf dem Gebiet der Ernährung ein jämmerlicher Versager bin?!“
Lassen Sie mich Oprah Winfrey (USTalkshow-Moderatorin – Anm. der Redaktion) als Beispiel anführen. Oprahs Werdegang brauche ich Ihnen sicherlich nicht näher zu erläutern. Es ist allgemein bekannt, dass sie in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs. Dennoch schaffte sie es, eine der erfolgreichsten und wohlhabendsten Frauen auf der ganzen Welt zu werden. Während ihrer Jugend wurde sie häufig gehänselt und beleidigt, aber Oprah gelang es, ihren Schmerz und ihr Schamgefühl über diese Kränkungen in etwas „Gutes“ zu verwandeln. Niemand macht ihr etwas vor, wenn es um Disziplin geht. Schauen Sie sich nur einmal Oprahs großartige Karriere an. Nichtsdestotrotz hat diese Erfolgsfrau ihr ganzes Leben lang mit dem Jo-Jo-Effekt zahlreicher Diäten zu kämpfen gehabt – und das unabhängig davon, dass sie die klügsten und renommiertesten Trainer und Ernährungswissenschaftler in ihren Diensten wusste, die sie optimal unterstützten. Deshalb stellt sich mir die Frage, ob die Ziele, die sich Opera hinsichtlich ihrer Diäten gesetzt hatte, tatsächlich auch erreichbar waren? Ich hoffe sehr, dass Ihr Coach intelligent genug ist, um Sie auf die Bedeutung einer realistischen Zielsetzung hinzuweisen. Nachdem Sie sich messbare und erreichbare Ziele gesetzt haben, schauen wir uns einen weiteren Aspekt an, dem eine bedeutende Rolle für das Scheitern einer Diät zukommt: widersprüchliches Ernährungsverhalten, auch bekannt als der „Ach, was soll‘s“- Effekt. Häufig wird diese Verhaltensweise von Menschen gezeigt, die sich auf Diät befinden, und die eine bestimmte Zielvorgabe für einen Tag, beispielsweise die Obergrenze an verzehrten Kalorien oder die empfohlene Nährstoffrelation, nicht eingehalten haben.
Ein solches Fehlverhalten führt nicht selten zu einer Einstellung, die am besten wie folgt beschrieben werden kann: „Okay, nun habe ich es ja bereits vermasselt, also kann ich heute auch weiterhin alles essen, was ich will. Morgen beginne ich dann wieder aufs Neue mit der Diät.“ Kommt Ihnen ein solches Verhalten bekannt vor? Widersprüchliches Ernährungsverhalten ist ein echtes Problem für jede erfolgreiche Diät! Auch wenn an einem Tag einmal alles nicht ganz so wie geplant abläuft, besteht immer noch die Chance, entsprechende Korrekturen bei den im Anschluss an Ihr Fehlverhalten folgenden Mahlzeiten vorzunehmen. Auch an einem solchen Tag können Sie sich immer noch auf positive Verhaltensweisen rückbesinnen. So vermeiden Sie, dass Ihre Diät völlig aus dem Ruder läuft. Wissenschaftler haben hierzu eine interessante Laborstudie durchgeführt: Es wurde eine Gruppe aus Probanden zusammengestellt, die hungrig – aber nicht auf Diät – waren, und deren letzte verzehrte Mahlzeit bereits einige Stunden zurücklag. Einem Drittel dieser Versuchspersonen wurde ein kleiner Milchshake serviert, der ihnen über das Hungergefühl hinweghalf. Ein weiteres Drittel trank zwei große Milchshakes, was zu einem sehr guten Sättigungsgefühl führte. Das letzte Drittel der Versuchspersonen bekam nichts zu essen. Anschließend wurde allen Teilnehmern dieses Versuches mitgeteilt, dass sie nun als Lebensmittel-Tester aktiv werden sollten. Hierfür wurden die einzelnen Gruppen getrennt, und die Probanden aus jeder Gruppe wurden dazu aufgefordert, die sensorische Qualität einer vielfältigen Auswahl an Snacks – es wurden diverse Schüsseln mit Keksen und Crackern gereicht - zu bewerten. Alle Versuchspersonen wurden darüber informiert, dass sie während ihrer Tätigkeit zur Bewertung der sensorischen Qualität der gereichten Snacks so viel davon essen konnten, wie sie mochten.
Was meinen Sie? Zu welchem Ergebnis sind die Wissenschaftler gekommen? Nun, die Probanden aus der Gruppe, die zwei große Milchshakes tranken, gaben ihre Bewertungen am schnellsten ab – und das, ohne dass sie besonders viel der angebotenen Snacks zu sich nahmen. Die Gruppenmitglieder, die nur einen kleinen Milchshake tranken, aßen eine etwas größere Menge an Snacks und benötigten etwas länger zur Abgabe ihrer Bewertung als die Teilnehmer aus der Gruppe, die zuvor zwei große Milchshakes tranken. Aus der Gruppe der Probanden, die vor Beginn ihrer Bewertungstätigkeit keinerlei Nahrung angeboten bekamen, konsumierte jeder einzelne Versuchsteilnehmer die gesamte Menge an gereichten Snacks. An sich ist das kein besonders überraschendes Ergebnis. Als dieser Versuch jedoch mit drei Gruppen wiederholt wurde, in denen sich alle Versuchsteilnehmer auf Diät befanden, wurde die größte Menge der angebotenen Snacks durch die Versuchsprobanden verzehrt, die vor Beginn ihrer Tätigkeit zur Bewertung der sensorischen Qualität der Snacks bereits zwei große Milchshakes getrunken hatten. Eine mögliche Erklärung für dieses Verhalten könnte darin zu finden sein, das diese Personen zu sich selbst sagten: „Jetzt habe ich ja bereits zwei große Milchshakes getrunken, und meine Diät ist für heute sowieso schon ruiniert. Warum sollte ich also nicht auch bei den Snacks noch einmal ordentlich zugreifen?“
Hier geht es zu Teil 2 des Artikels.
von: Kori L. Propst